Lernzeiten

Das Lernzeitenkonzept der Berkersheimer Schule   –> Lernzeitflyer

1. Einführung

Auf dem Weg zum „Pakt für den Nachmittag“ bildete die Einführung von Lernzeiten an der Berkersheimer Schule den ersten Baustein zur ganztägig arbeitenden Schule. Die Lernzeiten sind bei diesem Vorhaben ein wichtiger Bestandteil im Rahmen der Kooperation mit verschiedenen schulischen Partnern gewesen, insbesondere der ESB (Erweiterten schulischen Betreuung) und anderen Betreuungseinrichtungen. Bis in die neunziger Jahre waren die meisten Grundschulen Halbtagsschulen. Am Nachmittag sollte in Form von Hausaufgaben der Unterrichtsstoff vom Vormittag vertieft werden. Durch den Wandel der Gesellschaft, insbesondere der zunehmenden Berufstätigkeit beider Elternteile, wurden Kinder am Nachmittag immer häufiger institutionell betreut. Die ursprüngliche Idee von Hausaufgaben, die zu Hause erledigt werden, ist somit nicht mehr zeitgemäß und durch die heutige Gestaltung der Nachmittage nur noch schwer umsetzbar. Oftmals sind diese mit Betreuungs- und Freizeitangeboten gefüllt, die die Zeit für Hausaufgaben sehr eingrenzen. Berufstätige Eltern können häufig ihre Kinder nicht mehr auf die Weise nachmittags betreuen, wie es vor einigen Jahren noch möglich war. Teilweise erschweren auch sprachliche Barrieren die häusliche Förderung. Um die Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler zu verbessern, sollte diese Struktur verändert werden. Seit dem Schuljahr 2016/17 hat sich das Kollegium der Berkersheimer Schule in Kooperation mit der ESB mit dem Thema Lernzeiten auseinandergesetzt. Durch Pädagogische Tage und Hospitationen wurden Informationen und Hintergrundwissen zusammengetragen, aus denen das vorliegende Konzept für die Lernzeiten entstanden ist.

2. Grundlagen der Kooperation

Um die Lernzeiten effektiv und verlässlich umzusetzen, bedarf es

  • einem festgelegten Rahmen
  • einer Kooperation der Klassenlehrkräfte innerhalb eines Jahrgangs
  • eines regelmäßigen Austauschs mit den Fachlehrkräfte
  • einer verlässlichen Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften.

Jeweils ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin aus den unterschiedlichen Betreuungsangeboten, insbesondere der ESB, betreut die Lernzeiten gemeinsam mit der (Klassen-)lehrkraft. Hinzu kommen nach Absprache die UBUS-Kraft der Schule, Integrationsassistenten oder unsere Kollegen und Kolleginnen vom Beratungs- und Förderzentrum. Einer Lerngruppe stehen demzufolge mindestens zwei Ansprechpartner oder Ansprechpartnerinnen während einer Lernzeit zur Verfügung. So können differenziertes Arbeiten in unterschiedlichen Sozialformen und notwendige Hilfestellungen ermöglicht werden.

Die jeweiligen Inhalte einer Lernzeit werden durch die Lehrkräfte innerhalb des Jahrgangsteams erarbeitet. Die Lehrkraft und der pädagogische Mitarbeiter oder die pädagogische Mitarbeiterin tauschen sich bezüglich des Ablaufs, der Zeit, der Aufgabenverteilung innerhalb der Lernzeiten und der Ergebnisse/Entwicklungen der Schülerinnen und Schülern in den bearbeiteten Inhalten miteinander aus. Wünschenswert ist auch, dass bei Bedarf Elterngespräche gemeinschaftlich geführt werden. Es soll ein Tandem entstehen, das den Kindern eine verlässliche und effektive Lernzeit ermöglicht. Deshalb sollen innerhalb eines Schuljahres nur personelle Wechsel stattfinden, wenn dies zwingend notwendig ist. Durch diese Struktur kann den Schülerinnen und Schülern eine sichere Lernatmosphäre geboten werden, die für die Entwicklung des eigenständigen Lernens unabdingbar ist.

3. Umsetzung & Inhalte

Die Lernzeit findet für alle Jahrgänge innerhalb des Schulvormittags statt. Die Hausaufgaben werden dadurch größtenteils ersetzt. In Klasse vier werden zusätzlich Wochenhausaufgaben eingeführt, die die Kinder mit dem Hausaufgabensystem der weiterführenden Schulen vertraut machen sollen. Zudem gibt es in allen Jahrgängen Übungen und Projektarbeiten für zu Hause, die nicht innerhalb der Lernzeiten bearbeitet werden können. Dazu gehören beispielsweise Leseübungen, Vokabeln und Gedichte lernen und das 1×1 festigen, aber auch die Vorbereitung eines Vortrags mit der Erstellung des passenden Materials.

Zeitlich orientiert sich die Lernzeit an der im Hessischen Schulgesetz benannten Hausaufgabenzeit. Dabei sollen die Fächer Deutsch und Mathematik grundsätzlich Teil der Lernzeiten sein, andere Fächer kommen nach Bedarf hinzu. In den ersten beiden Klassen haben unsere Schülerinnen und Schüler zwei Lernzeitenstunden in der Woche, in Klasse 3 und 4 sind es jeweils drei Stunden.

Ein Lernzeitenplan soll Kindern, Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen sowie auch den Eltern verdeutlichen, an welchen Inhalten gearbeitet wird, aber auch mit welchem Material und in welcher Sozialform. Inhalte und Arbeitsweisen innerhalb der Lernzeiten können sein:

  • Aufgaben in Arbeitsheften/auf Arbeitsblättern zum Üben und Festigen
  • Übungen mit LOGICO, LÜK und ähnlichen Materialien
  • Leseübungen in unterschiedlicher Form
  • die Vorbereitung von Referaten, beispielsweise mit Bücherrucksäcken aus der Stadtbibliothek
  • die Nutzung der schulinternen Bibliothek oder anderer schulinterner Medien
  • Recherchieren, Forschen & Experimentieren (z. B. im Fach Sachunterricht)
  • Lernspiele

Die an der Berkersheimer Schule etablierte Online-Diagnose und das dazugehörige Fördermaterial kann ebenfalls z. T. in die Lernzeiten integriert werden. Das Raster für den Lernzeitenplan wurde gemeinschaftlich entwickelt und wird von allen Kolleginnen und Kollegen gleichermaßen eingesetzt. So haben in allen Jahrgängen und bei allen Lehrkräften verwendete Symbole die gleiche Bedeutung und das Prinzip der Lernzeiten ist gleich. Dadurch wird das Arbeiten transparent und für alle gleichermaßen umsetzbar, beispielsweise auch im Vertretungsunterricht oder bei Personalwechsel. Inhaltlich haben die einzelnen Jahrgangsteams die Aufgabe, fachspezifisch und methodisch Aufgaben zu entwickeln, die dem individuellen Leistungsstand der Kinder entsprechen und die Schulcurricula, die auf den Bildungsstandards basieren, berücksichtigen. Grundsätzlich verbleiben das gesamte Material und der Lernzeitenplan in der Schule. Ggf. kann ein Nacharbeiten verschiedener Aufgaben veranlasst werden. Erst wenn ein Plan abgeschlossen ist, wird dieser von den Eltern gesichtet und unterschrieben. Durch zusätzliche Kommentare der Lehrkraft, die den Plan im Vorfeld durchgesehen hat, gewinnen die Eltern einen Eindruck dessen, was ihr Kind in der Schule auf welche Weise bearbeitet hat. Zusammengenommen bilden diese Eindrücke eine gute Basis für Elterngespräche, insbesondere wenn es um die Schlüsselkompetenz „Selbstständiges Lernen“ geht, auf der der Fokus der Lernzeiten liegt.

Jedes Kind soll zur besseren Übersicht einen Lernzeitenhefter besitzen, in dem sich der aktuelle Plan und die schriftlich festgehaltenen Arbeitsergebnisse befinden. Die Materialien eignen sich zur Dokumentation der Arbeitsweise und Lernentwicklung des Kindes und können bei Elterngesprächen hilfreich sein. Ein Lernzeitenplan wird innerhalb von ein bis zwei Schulwochen bearbeitet. Abweichungen sind möglich, beispielweise wegen feststehender Termine und Aktionen, Ferien usw. Es gibt auch die Möglichkeit, in einzelnen Wochen ohne Lernzeiten(plan) zu arbeiten, beispielsweise kurz vor oder kurz nach den Ferien, sowie während Projektwochen. Kinder in den ersten Klassen haben bis zu den Herbstferien Zeit, sich mit dem Lernzeitensystem, den dazugehörigen Plänen etc. auseinanderzusetzen. Die Lernzeitenstunden werden bis dahin genutzt, um die Schülerinnen und Schüler mit der Form und den Inhalten vertraut zu machen. Auch die Eltern sollen im Vorfeld die wichtigsten Informationen zu den Lernzeiten erhalten.

4. Verbindlichkeit

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Berkersheimer Schule stehen hinter dem entwickelten Lernzeitenkonzept und befürworten die Teilnahme jedes Kindes an diesen Übungszeiten. Unsere Lernzeiten ermöglichen es uns, noch näher am Übungsfortschritt der Kinder zu sein, sie fördern das gemeinschaftliche Miteinander während des Lernens und geben uns wertvolle Hinweise für die weitere Gestaltung des Unterrichts. Sie sind Teil unseres Ganztagskonzepts. Wir evaluieren unsere Lernzeiten in regelmäßigen Abständen (Fragebögen an Eltern, Kinder und Lehrkräfte) und beziehen die Ergebnisse in unsere weiteren Überlegungen mit ein. Im Zuge unserer Entwicklung möchten wir die Lernzeiten nicht als „starres System“ ansehen. Mit der Weiterentwicklung im Ganztag können auch unsere Lernzeiten angepasst werden, zudem möchten wir die Bedürfnisse der Kinder immer wieder in den Blick nehmen.